Arabische Union

14.05.2012, 10:09 apxwn Blog bahrain saudi-arabien

Der Golf-Kooperationsrat berät im Rahmen der Schaffung einer „Arabischen Union“ über die Annexion Bahrains durch Saudi-Arabien. Bevor das jedoch zur Grundlage eines neuen islamischen Reichs wird, muss das Problem der schiitischen Bevölkerungsmehrheit in Bahrain kreativ gelöst werden.

Die 10 Reiche des “Club of Rome”Heute fand eine Konferenz des Golf-Kooperationsrates auf der Ebene der Staatsoberhäupter statt. Diese Konferenz ist durchaus nicht einfach „die nächste“ oder eine von vielen. Im Dezember vorigen Jahres hat der saudi-arabische König Abdullah die Idee einer regionalen Union aus sechs arabischen Monarchien geäußert. Gemeint war nicht einfach eine Union im Sinne von zwischenstaatlichen Beziehungen, es ging wirklich um einen Unionsstaat, dem ein bedeutender Teil der Souveränität der Mitgliedsländer zu überantworten wäre. Diese Idee ist, kurz gesagt, schwer zu realisieren – aber der König hat es ja auch nicht eilig. Sein irdischer Weg ist dem Ende viel zu nahe, als dass er darauf hoffen könnte, auch nur einen Teil dieses Plans Realität werden zu sehen. Aber der Sohn des Abd al-Aziz ibn Saud kann sich ja auch gar nicht mit lediglich kurzfristigen Ideen tragen.

Unter den momentanen Bedingungen ist eine Union der arabischen Monarchien eher utopisch – der Oman ist viel zu weit von den sunnitischen Idealen der Saudis entfernt. Der Ibadismus als eine Richtung des Islam ist viel gemäßigter und toleranter, und dabei ist der jetzige Sultan Qabus ibn Said geradezu die personifizierte Toleranz. Schon an dieser Stelle hat König Abdullah also nicht eben einen strikten Gesinnungsgenossen zum Nachbarn.

Das etwas gespannte Verhältnis zwischen dem Königreich und dem Emir Al Thani ist ein offenes Geheimnis. Hier gibt es territoriale Ansprüche, Ansprüche auf eine Führungsrolle in der Region, und die persönlichen Beziehungen der Monarchen sind auch nicht blendend.

Aber das alles sind zeitweilige Probleme, der König denkt in viel längeren Zeiträumen. Er ist an den Perspektiven interessiert. Heute gerade ging es um die Vereinigung der Königreiche Saudi-Arabien und Bahrain. Das Schicksal des bahrainischen Königs Hamad bin Isa Al Chalifa dürfte heute so oder so entschieden worden sein – er ist schon lange, in rein biologischem Sinne, ein Schuldner König Abdullahs, der ihn, besonders in der letzten Zeit, lediglich duldete. Sicher, Hamad hätte das Recht, sich stolz zu sträuben, etwas über Souveränität und die Rechte seiner Dynastie ins Feld zu führen, aber dann ließen die Saudis ihn mit den nicht-sunnitischen 75% seiner Bevölkerung allein, die nur davon träumen, diesen König zu vierteilen, zu pfählen, zu teeren und zu federn – oder irgendetwas analoges mit ihm anzustellen. Die Phantasie der Morgenländer bleibt uns auch in diesem Bereich fremd.

Momentan sieht tatsächlich alles nach einer Vereinigung aus – seit den Unruhen, die mithilfe saudischer Truppen niedergeschlagen wurden, ist Bahrain ohnehin eher eine Besatzungszone. König Hamad wird also wohl seinen königlichen Stolz in der Hosentasche behalten und Teile der Souveränität an die Saudis delegiert haben. Das nun wiederum dürfte dem Emir Al Thani sauer aufstoßen: der Katar hat einige ungeklärte Territorialansprüche gegenüber dem nördlichen Inselnachbarn.

Der Iran, der die schiitische Bevölkerungsmehrheit im Bahrain als Protegé (und sicher als „Fünfte Kolonne“) behandelt, hat die absehbare Vereinigung bereits als Versuch bezeichnet, die Okkupation durch die Saudis zu legalisieren. Die Saudis ballern verbal zurück. Der König von Bahrain hat aber keine Wahl. Entweder eine so legalisierte Besatzung durch die Saudis, oder der Aufstand der Schiiten. Vorerst einmal werden Mittel lockergemacht, die Opposition im Bahrain in Schach zu halten, bis die Saudis, in deren östlichen Provinzen es selbst Probleme mit Schiiten gibt, die Frage mit den Mehr- und Minderheiten kreativ lösen können. Wenn es stimmt, dass es Pläne gibt, die Schiiten aus dem Bahrain umzusiedeln, können wir zu unseren Lebzeiten noch Zeugen eines neuen Exodus werden. Beispiele für solche Aktionen gibt es in der Geschichte.