Blick auf DamaskusSyrien ist größtenteils ins Internet zurückgekehrt und halb Russland versinkt im Suff. Das liegt daran, dass der Blackout als etwas Bedrohliches gewertet wurde und die Losung ging, dass in dem Moment, wenn Syrien sich wieder ins Internet einklinkt und dabei Baschar al-Assad noch Präsident ist, man sich vor Freude besaufen wolle. Nun denn, ein wenig Grund zum Feiern gibt es, wenn die Lage auch trotzdem alles andere als entspannt ist.

Kurz vor Ende des Blackouts meldete die russische Online-Zeitung “Vzglyad”, einen “israelischen Fernsehsender” zitierend, Damaskus sei von einer 40.000 Mann starken “Oppositionellen-Armee umstellt”. Gemeldet wurden bereits erste schwere Kämpfe in drei Ortschaften nahe des Flughafens und dass die Anwohner sich im südlichen Stadtteil Dscheramana in Bürgerwehren organisieren.

Zu Beginn der gestrigen Übertragung aus Daraya (Kreml.TV / Anna-News) beziffert ein syrischer Brigadegeneral die Stärke der allein in diesem Ort verschanzten Banditen und Terroristen auf ca. 20.000. Und das, ohne dabei einzuknicken, sondern in der besten Zuversicht, diese auszuräuchern: “Die armen Schweine, wo sollen wir die alle begraben?” Es handele sich dabei um eine Mischpoke aus aller Herren Länder: Syrer, Libyer, Saudis, Ägypter, Afghanen und auch Tschetschenen. Letzteres ist, nebenbei bemerkt, richtungsweisend. Im direkten Zusammenstoß leide die Armee (bzw. die Elite-Einheit, die dort aktiv ist) auch so gut wie keine Verluste, solche gebe es aber aufgrund von Scharfschützen und Guerillaattacken.

Es gilt inzwischen als so gut wie sicher, dass das Internet-Blackout von Donnerstag bis Samstag durch die syrische Regierung veranlasst worden ist. Nicht ohne Grund. Den Behörden war der bevorstehende “zweite Vulkan” natürlich bekannt, eine solche Unmenge an Banden kommt nicht ungesehen über die Grenzen. Die libanesische Al-Manar meldet unterdes auch, dass das Blackout von der Armee für Präventivschläge genutzt wurde, wofür man sich von Aufklärungsdaten aus russischen Militärquellen leiten ließ.

Damaskus – Sebha und zurück

Woher kommen nun die Unmengen an Terroristen? Wer bildet sie aus?

Marat Musin von Anna-News hatte es im Bericht aus Dscheramana am 28.11.2012 bereits angedeutet und im gestrigen aus Daraya noch einmal erwähnt. Seine Quellen legt er nicht offen, aber es werden dieselben sein, die auch den zweiten, für das vergangene Wochenende geplanten “Vulkan” in Damaskus vorerst scheitern liessen.

Vor einer knappen Woche gab es aus diesen Quellen die Warnung, dass um die 15.000 bewaffnete Banditen sich aus der Gegend um Sebha (in Libyen!) in Bewegung gesetzt hätten. Und zwar in Richtung Syrien. Der größte Teil von ihnen sollen auch tatsächlich Syrer sein: woher sie kommen, kann man sich ausmalen. Die “Flüchtlingslager” in der Türkei, im Libanon und Jordanien – in welchen nach offen zugänglichen Informationen nur Regierungsgegner augenommen werden – sind dafür eine ergiebige Quelle. Schon seit dem Sommer diesen Jahres gab es dort massive Werbeversuche, auch davon wurde berichtet. Es ist dabei klar, dass es sich dabei kaum um Idealisten oder Freiheitskämpfer handeln kann – die Menschen sind einfach in eine äußerst schwierige Lage geraten und waren gezwungen, jede sich bietende Gelegenheit zu ergreifen, um ihre Familien durchzubringen. Unter solchen Bedingungen scheint es keine große Schwierigkeit, eine derartige Menge an Menschenmaterial für den “Freiheitskampf gegen das blutige Regime” anzuwerben.

Sebha wurde hier bereits in einem Artikel erwähnt, der bei den Gläubigen an einen “Grünen Widerstand” auf einigen Mißfallen gestoßen ist. Weil es eben nicht glaubwürdig schien, dass Bani Walid und Sebha von Islamisten und eben nicht vom “Grünen Widerstand” kontrolliert wurden, was aber gerade die neuen libyschen Proxy-Machthaber in die Welt setzten. Das ist überhaupt ein eigenes und ziemlich schwieriges Thema. Wie auch immer die Lage tatsächlich ist, Musins Quellen sprechen nun ebenfalls von etwas, das dem ähnelt, was ich hier bereits erwähnt habe – Fessan steht weitgehend unter der Kontrolle radikaler Gruppierungen wie der LIFG und der AQIM.

Gehen wir also erst einmal davon aus, dass diese Information im Kern korrekt ist, denn die jüngsten Ereignisse um Damaskus deuten durchaus auch darauf hin. 15.000 in den “Flüchtlingslagern” angeworbene und in einem vorab durchdemokratisierten Land ausgebildete syrische Freiheitskämpfer also. Ein wenig phantastisch scheinen fast alle möglichen Routen, welche diese Menschenmassen Richtung Syrien eingeschlagen haben könnten. Nichtsdestotrotz sitzen in Daraya 20.000 Terroristen fest. Und das sind, wie die Reportagen von Anna-News und Kreml.TV zeigen, eben keine Ortsansässigen.

Bei alledem geht es nur um den Süden Syriens. Für den Norden – Aleppo, Idleb und die kurdischen Gebiete – wird sich auch das entsprechende Kanonenfutter finden. Die Waffen dafür sind schon da, im September berichtete man allenthalben von einer 400-Tonnen-Fracht an libyschen Waffen und “Zubehör”, die in Iskenderun in der Türkei entladen worden sind. Der Gipfel eines häßlichen Eisbergs.

Der Drei-Tage-Blackout in Syrien war also Präventivschlägen gegen diese Bewegungen – leider erst und nur auf syrischem Territorium – geschuldet. Angesichts der hohen Moral der syrischen Armee, wie sie bei Anna-News herüberkommt, aber auch angesichts der Vorkehrungen in Damaskus (u.a. das Verplomben von Kanalisationsschächten etc.) kann und sollte man optimistisch sein und hoffen. Die schieren Zahlen aber sind bedrohlich und beängstigend.