Reden ist Holz

01.08.2013, 08:56 apxwn Blog iran syrien israel palästina

Israel nimmt wieder „Gespräche“ mit der Palästinenseradministration auf. Diese Dauerverhandlungen wurden in der Vergangenheit abgebrochen, u. a. wegen des Überfalls auf die „Gaza-Flotilla“ 2010 bzw. aufgrund des Palästina 2012 verliehenen „Beobachterstatus“ in der UN. Bis dato hatte die PLO diesen Status; die neue Lage wurde nun gemeinhin als de-facto-Anerkennung Palästinas als Staat verstanden und von Israel entsprechend heftig angegriffen.

Nichtsdestoweniger lassen sich die Israelis auf eine neue Gesprächsrunde ein. Was sie wohl diesmal dazu veranlasst hat?

Sicher eine Vielzahl von Faktoren, deren derzeit wichtigster, wie es aussieht, der Weggang des Katar aus der aktuellen Nahostpolitik ist.

Der „Kampf um die Befreiung Palästinas”, der noch vor 20 Jahren eine hehre Idee war, ist schon längst eine Art Handelsmarke. Eine Art Label, das jene zum Aushängeschild hernehmen, die daran möglichst verdienen wollen. Die Idealisten verschwinden schon allein aus Altersgründen, ihre Stelle wird von zynischen Spekulanten eingenommen. Genau diesem Muster folgte die im vergangenen Jahr stattgefundene Transaktion des Aushängeschilds „Hamas“ an Katar: Emir Hamad erwies sich einfach als der Meistbietende.

Die Hamas hat sich folglich sofort über das “Blutigeassadregime” und fehlende Freiheiten in Syrien besorgt gezeigt. Die Instrukteure, Kämpfer und Waffen der Organisation fanden sich auf der Seite der Rebellen, in den palästinensischen Flüchtlingslagern in Syrien begannen Hamas-Emissäre mit der Anwerbung ihrer Stammesgenossen zum „Heiligen Krieg“. Erst die Kollegen von der Hisbollah und die syrische Armee haben in dieser Geschäftigkeit einen Schlusspunkt gesetzt, indem sie die gewaltige, halb banditischen und halb politischen “Faruk-Brigaden” in Al-Kusair zerschlagen haben. Der neue Emir des Katar Tamim begann seine Herrschaft mit der Schließung des väterlichen Projekts, die Moslembrüder und Co. in der Region zu finanzieren. Daher der Umsturz in Ägypten, die Offensive der Zidan-Regierung in Libyen gegen die Islamisten und die Unruhen in Tunesien. Die Hamas als eine den Moslembrüdern nahestehende Organisation verwaiste und wusste nicht mehr, wohin mit sich selbst.

In einer solchen Lage ließe sich die Hamas im Falle dessen, dass ein Finanzierungsangebot von irgendwem eingeht, natürlich zu Freudentänzen hinreißen. Und ein solches Angebot scheint es auch gegeben zu haben - vom Iran. Vor wenigen Tagen trafen sich Vertreter der Hamas mit Hisbollah und iranischen Diplomaten in der iranischen Botschaft in Beirut. Iran hat die Kontakte zur Hamas nie komplett abgebrochen, sie bzw. die Finanzierung aber in weiten Teilen eingefroren, seit sie in das Lager der Gegner Assads gewechselt hatte.

Der Iran macht genau das, was er auch tun muss: die „verlorene Tochter“, die sich mit einem Fremden vergangen hatte, wieder heimholen. Israel seinerseits beobachtet genauestens die Manöver seines strategischen Feindes, reagiert und „verhandelt“ wieder mit der Autonomiebehörde, die – zumindest im Westjordanland – immer noch faktisch ein Gegner der Hamas ist. Israel kann und will gar nichts substantielles anbieten, fühlt sich aber verpflichtet, die Lage unter Kontrolle zu halten und es dem Iran unter keinen Umständen zu gestatten, den jetzigen Status quo zu kippen.

Wahrscheinlich werden wir in naher Zukunft auch Zeugen davon werden, dass Israel die ägyptische Junta auf die eine oder andere Weise unterstützt, wenn man in Betracht zieht, dass die ägyptischen Generäle der Hamas eher feindselig gegenüberstehen, da diese eine „natürliche Verbündete“ der gestürzten Moslembrüder ist.

Alles in allem also nichts Ungewöhnliches. Die „Befreiung Palästinas“ rückt durch diese Leibesübungen um keinen Millimeter näher, aber das interessiert im Grunde auch niemanden. Alle sind damit beschäftigt, ihre Konfigurationen aufzubauen, und das ist eine nie endende und deshalb auch vereinnahmende Beschäftigung.