Reportage aus Duma

11.07.2012, 04:06 apxwn Blog syrien

Anastasia Popowa von Vesti.Ru berichtet wieder aus Syrien – diesmal allerdings nicht von den vordersten Linien, sondern aus Duma, wo die syrische Armee dieser Tage eine weitere „Hochburg“ – oder besser ein Nest – von bewaffneten FSA-Banden ausgehoben hat. Die Zahlen, die im Bericht genannt werden, sind bedenklich, auch wenn man davon etwas in Richtung Realität abstrahiert.

Hierunter der Videobeitrag von Vesti.Ru, darunter die Übersetzung des Texts mit Zeitangaben.

Russland hat im UN-Sicherheitsrat einen Entwurf im Zusammenhang mit der Situation in Syrien vorgelegt. Nach diesem Dokument soll die UN-Beobachtermission weitere drei Monate im Land bleiben. Eine Abstimmung zu diesem Resolutionsentwurf ist für den 20. Juli anberaumt.

In Syrien selbst gehen die Zusammenstöße zwischen den Regierungstruppen und der bewaffneten Opposition indes weiter. Vor einigen Tagen ist es der Armee gelungen, die bewaffneten Kämpfer aus der Stadt Duma zu vertreiben. Von dort eine Reportage unserer Sonderkorrespondentin Anastasia Popowa.

Ab 00:27:

Das Städtchen Duma zählte schon immer zu den unruhigeren Orten in der Nähe von Damaskus. Jeden Tag kamen von dort Meldungen von Überfällen auf Soldaten, Schießereien und Explosionen. Die schwarzen Rauchsäulen waren sogar von der Hauptstadt aus zu sehen. Die Armee hat den Befehl zu einer Säuberungsaktion erhalten, und innerhalb von 10 Tagen wurde die Ordnung wieder hergestellt.

Anastasia Popowa ab 00:43:

Nur einige Tage nach Abschluss der Säuberungsaktion konnten Rettungskräfte hier hereingelangen, die jedes Haus unter Augenschein nehmen; dabei finden sie auch Massengräber. In diesem Kanalisationsrohr beispielsweise fand man die Leichen von 7 Soldaten.

  • **Ab 00:55:

Bei der Hitze von 40 Grad Celsius fällt die Atmung ohnehin schon schwer, allerdings ist es ohne diesen hier gefährlich: der durchdringende Gestank von sich zersetzenden Leichen durchdringt die Kleidung. Der Soldat, der sich nach unten begibt, verliert fast die Besinnung.

Soldat ab 01:08:

Wir haben Meldung von den Einwohnern des Stadtteils Shafuni bekommen, dass hierher einige Fahrzeuge mit bewaffneten Männern gekommen seien; diese haben einen Checkpoint überfallen und die Farmen geplündert. An diesen Leichen fanden wir Spuren von massiver Gewaltanwendung und Folter.

  • **Ab 01:24:

Die Hände der Leichen waren gefesselt, sie tragen Augenbinden. Teils sind ihnen die Extremitäten abgehackt worden. Man sagt uns, dass hierbei ein solches Handbeil verwendet wurde. In einem der Häuser fand man eine Werkstatt, in der Bomben hergestellt wurden, ebenso auch Sprengladungen für Granat- und Raketenwerfer.

Ab 01:40:

In den Straßen von Duma ist es leer und still. Die Glasscheiben der Häuser sind geborsten, die Wände von Einschüssen gezeichnet. Dieser Bus wurde von einem Granatwerfer beschossen, dabei sind 9 Soldaten und der Fahrer des Busses umgekommen. Im Verlauf der gesamten Säuberungsaktion hat die Armee insgesamt 150 Soldaten verloren, vor allem durch Scharfschützenfeuer. Man sagt, dass es hier bewaffnete Kämpfer in großer Menge gegeben hat – mehr als 8.000, es wurden 6.000 liquidiert. Es ist allerdings unmöglich, diese Angaben zu überprüfen. Ein Teil der bewaffneten Kämpfer ist in die Vororte von Duma geflüchtet, geben sich teilweise für Einwohner aus und verbergen sich so auf verschiedenen Farmen. Die Soldaten allerdings versprechen, dass auch diese innerhalb der nächsten Tage gestellt und liquidiert werden.

Anastasia Popowa, Michail Witkin, Jewgenij Lebedew. Vesti, Syrien.