Aus Aleppo kommen Nachrichten über die aktuelle Lage. Das ist sicher kein militärischer Lagebericht eines Generalstabs der Armee, sondern das, was ein Einheimischer wahrnimmt und dokumentieren kann.

Quelle ist einerseits ANNA-News sowie andererseits einige Kommentare aus dem Twitter-Netzwerk.

Zuerst die Lagekarte, die von BBC veröffentlicht wurde:

Kampfhandlungen in Aleppo. Quelle: BBCHier stimmt nicht alles mit der tatsächlichen Situation überein.

In Jamiliya und in der Altstadt gibt es keinerlei Kampfhandlungen, obwohl es in der Altstadt stellenweise Orte gibt, an denen es zuweilen unruhig ist.

In Neu-Aleppo ist es vollkommen ruhig. Der Stadtteil Salahaddin ist höchstens halb so groß, wie auf der Karte dargestellt; hier wurden offenbar zwei Stadtteile zu einem zusammengefasst. Auch in diesem zweiten Stadtteil ist alles ruhig, es sind keine bewaffneten Kämpfer vor Ort.

Saif al-Dawla wurde vor ein paar Tagen befreit, nachdem die bewaffneten Banditen heldenhaft das Postamt dort erobert hatten – ein durchaus ziviles Gebäude. Sie stürmten es nachts, als dort natürlich niemand zugegen gewesen ist.

Zwischen Sikari und Salahaddin gibt es einige Widerstandsnester der bewaffneten Banden.

In Bustan al-Qasr haben die Rebelleneinheiten eine Polizeistelle zerstört und das Gebäude in ihren besten Traditionen abgefackelt.

Sakhur, Hananu und Haidariya sind tatsächlich „heiße“ Orte. Der überwiegende Teil der Zivilbevölkerung ist vor drei Tagen von dort geflohen.

Die eingesickerten bewaffneten Banden wurden ein paar Tage lang fast gar nicht behelligt, inzwischen ist die Armee angerückt und die Säuberungsaktion hat begonnen. Dazu gibt es noch keine Details.

Die Rebelleneinheiten sind in die östlichen Stadtteile eingefallen – von der Seite des „Tors“ Tariq al-Bab. Es sind sehr viele, sie konnten leicht Zugang zur Stadt gewinnen und haben sich in den Wohnvierteln festgesetzt. Zivilisten sind von dort praktisch alle geflohen, es blieben die, die nicht fliehen können oder nicht wissen wohin.

In der Stadt spürt man natürlich ein gewisses Chaos und Engpässe, es gibt Schwierigkeiten bei der Versorgung mit einigen Grundnahrungsmitteln wie Brot. Im Westteil der Stadt ist es praktisch still. Im Ostteil der Stadt befinden sich im Wesentlichen arme, dicht bevölkerte Stadtviertel. Dort, wo sich die Rebellenbanden eingenistet haben, ist das Leben vollkommen zum Halten gekommen – es ist den Bewohnern nicht einmal möglich, die Häuser zu verlassen und sich Nahrungsmittel zu kaufen.

Es wird von vielen Fällen berichtet, bei denen die bewaffneten Banden sich einfach Zugang zu den Wohnungen verschaffen und den Bewohnern eine halbe Stunde zum Packen geben, um den Raum so für sich zu requirieren. In der Mehrzahl der Fälle benehmen sie sich aber den Zivilisten gegenüber anständig; sie versuchen, Vertrauen zu gewinnen.

Wie es passieren konnte, dass die Rebelleneinheiten einfach so Zugang zur Stadt bekommen haben, ist nicht klar, aber Fakt ist, dass es eine Verteidigung der Stadt nicht wirklich gegeben hat.

In den arabischen Medien gibt es kein Wort von einer „humanitären Katastrophe“ durch den Einfall der Rebellenbanden in die Stadt. Es läuft Propaganda, die Bewohner würden die „Befreier“ quasi mit Blumen begrüßen, was allerdings eine Lüge ist. Die Menschen fliehen vor den Banden wie vor der Pest.

Hierunter noch eine längere Dokumentation von ANNA-News von der Säuberung der letzten Widerstandsnester in den Vororten von Damaskus, datiert auf den 25. Juli 2012. Es wird nicht kommentiert, sondern nur gezeigt, was vor sich geht, so dass sich eine Übersetzung erübrigt.

Man bekommt nicht gerade einen Eindruck von der taktischen Überlegenheit oder der Professionalität der syrischen Armee, aber man muss mit Bitterkeit feststellen, dass die Armee gezwungen wird, im eigenen Land Krieg zu führen. Falls noch irgend jemand auf dieser Welt glaubt, es handelt sich bei den Rebellen, die lose in der „Freien Syrischen Armee“ oder dem SNC organisiert sind, um „Demonstranten“ oder „Opposition“, kann man sich hier davon überzeugen, dass es hier um etwas vollkommen anderes handelt, nämlich um schwer bewaffnete Banden, die keine Skrupel haben, in den syrischen Städten Terror und Gewalt zu üben. Wer diese Terrorgruppen einerseits sponsert und andererseits diplomatisch unterstützt, wird vom internationalen Terrormanagement „Freund Syriens“ genannt.

Quelle für das 18-minütige Video von den Kampfhandlungen: ANNA-News.