Die neuerlichen Meldungen darüber, dass die Rebelleneinheiten in Syrien eine bedeutende Lieferung tragbarer Einmann-Flugabwehrlenkwaffen („MANPADS“) bekommen haben, lassen unwillkürlich die Erinnerung an Nachrichten aus Libyen im vorigen Jahr aufkommen: je nach Quelle waren 10.000 bis 15.000 solcher tragbarer Flugabwehr-Raketensysteme aus den Beständen der libyschen Armee „verschwunden“.

Die arabischen Revolutionen befinden sich im Stadium eines sich selbst unterhaltenden Prozesses – Waffen, die in einem Land verschwinden, tauchen in einem anderen wieder auf, wo es eben etwas daran zu verdienen gibt. Während es früher im Nahen Osten praktisch nur einen einzigen Waffen-Schwarzmarkt von Gnaden der USA gab – nämlich im Jemen, wo er sich in den Händen von Saleh persönlich befand (dabei deutet vieles darauf hin, dass er dieses profitable Geschäft nicht aus der Hand gegeben hat), so scheint heute dieses Monopol zugunsten eines „gesunden Marktes“ gebrochen zu sein. Man kann dabei nicht einmal mehr sagen, inwieweit der illegale Waffenhandel in der Region überhaupt noch unter der Kontrolle der Vereinigten Staaten steht, obwohl gerade in Libyen beim Verschwinden einer Menge an Waffen gerade die von hinter’m Ozean stammenden und angeleiteten Kommandos recht deutlich ihre Finger im Spiel hatten. Und noch dazu hat die Geschichte um den russischen „Waffenbaron“ Bout deutlich gezeigt, dass die USA recht nervös werden, wenn man dieses ihr Monopol bei der Koordination der Waffengeschäfte angreift.

Wie dem auch sei, es ist evident, dass „verschwundene“ libysche Waffen mehr und mehr in Syrien wieder auftauchen. Man darf bei diesen Überlegungen aber nicht nur die Initiatoren der arabischen Revolutionsprojekte betrachten, sondern auch den rein kommerziellen Motor und das Interesse der gesamten Lieferkette dahinter sehen – angefangen von den westlichen „Beratern“, die ihre Hand darüber halten, bis hin zu den örtlichen Transportunternehmen. Die scharfe Reaktion der Sunniten auf die Aktionen der Alawiten im libanesischen Tripoli beispielsweise, als letztere den Waffenschmuggel vom Hafen Richtung syrischer Grenze blockiert haben, gründete sich unter anderem auch darin, dass Hariris Killerkommandos Teil am Waffengeschäft haben. Genau solche Schemata laufen auch im Drogenhandel – jeder Versuch, die Distributionskanäle zu behindern, trifft auf erbitterten Widerstand der ortsansässigen und daran beteiligten Clans oder gar der Regierungen, wie man das derzeit auch in Tadschikistan recht sicher vermuten kann.

Durch das Einbinden von Waffenschmuggler-Clans und ihrer wirtschaftlichen Interessen haben der Katar, Saudi-Arabien und allgemein der Westen alles in allem den Absatz von libyschen Ladenhütern nach Syrien in Fluss gebracht. Auf diese Weise kommen immer gefährlichere Waffen zum Einsatz, was natürlich sofort die Frage danach aufwirft, wo und durch wen die Ausbildung an diesen Systemen erfolgt.

In diesem Zusammenhang ist noch eine alte Meldung wichtig: aus einem libyschen Lager für Chemiewaffen seien mehrere Tonnen Senfgas verschwunden. Wo die wohl wieder auftauchen?

Als aktuelle Ergänzung kommen hierunter noch Aufnahmen von den Kämpfen in Aleppo, Stadtteil Bab Al Neirab (Südosten der Stadt). Marat Musin von ANNA-News, der diese Aufnahmen gestern publiziert hat, berichtet im Zusammenhang damit von dutzenden toten Terroristen aus Afrika, Afghanistan und arabischen Ländern.

Syrien, Aleppo, 31. Juli 2012. Kämpfe im Stadtteil Bab Al Neirab