Höfliche, grüne Männchen (Simferopol, Krim)
Vorab: Krim-Parlament erklärt Unabhängigkeit noch vor Referendum.
Gestern gab es in der ukrainischen Presse zwei interessante Verlautbarungen, die davon zeugen könnten, dass ein „Verlust der Krim“ bereits ein beschlossenes und akzeptiertes Faktum ist.
Zum einen wäre das:
„Eine mögliches Vordringen Russlands auf das Territorium des Festlandes der Ukraine wird zu einer vollumfänglichen Intervention der USA führen, deren Streitkräfte bereits jetzt im Großraum des Schwarzen Meers konzentriert sind. (…) Sobald die „grünen Männchen“ die Landenge passieren und dazu Gewalt anwenden, führt das zu einer militärischen Reaktion des Westens.“ (aus dem Munde des politischen Analysten Aleksej Garan via censor.net.ua).
Zum anderen gibt es ein Statement des Kiewer Verteidigungsministeriums (via unian.net). Das Verteidigungsministerium der Ukraine zieht drei Varianten der weiteren Entwicklung der Lage und dementsprechende Reaktionen der Streitkräfte der Ukraine in Betracht:
Das zeugt doch relativ deutlich davon, dass die Krim für die Kiewer Machthaber akzeptiertermaßen verloren und nicht zu halten ist – weder politisch noch militärisch. Vielmehr soll die öffentliche Meinung wohl auf einen Dialog mit der RF vorbereitet werden, bis hin zur Variante, dass die Krim tatsächlich zu einem Subjekt der Russischen Föderation wird.
Die Fakten am Boden sprechen eigentlich die gleiche Sprache. Gestern wurde der Aufbau von Verteidigungsstellungen der ukr. Armee im Bereich Kalanchaka (Oblast Cherson) gemeldet:
Gemeldet werden mindestens drei Brigaden, ein massives Aufkommen von Militärtechnik, der Aufbau von Feldlazaretten und anderer militärischer Infrastruktur sowie einem Verminen von Feldflächen.
Feldlazarett der ukr. Streitkräfte nahe Kalanchak
Im Zusammenhang mit der gestrigen Äußerung des Verteidigungsministeriums, bei der es um die Abwehr eines möglichen Vordringens auf das „ukrainische Festland“ geht, haben wir es also mit einer Verteidigunstaktik zu tun, während der Verlust der Krim hingenommen wird.
Die Befürchtung der Kiewer Machthaber, dass nicht nur die Krim, sondern auch noch die südlichen Gebiete (Provinzen) Cherson und Odessa „unabhängig“ werden, haben nun schon eine existentielle Ursache: bei einer solchen Entwicklung würde die Rest-Ukraine nicht nur keine wirkliche Schwarzmeerküste mehr haben, sondern aller Voraussicht nach auch noch ihre Bedeutung als Erdgas-Transitland verlieren – wozu es nicht einmal mehr „South Stream“ (von “Verzögerungen” in diesem Projekt hörte man erst gestern), sondern nur einer knappen Festlandsverbingung Rostow – Odessa brauchen würde. Ungeachtet dessen, dass Russland formal keine Äußerungen zu den Gebieten Cherson und Odessa gemacht hat, ist jetzt praktisch alles, was die ukrainischen Streitkräfte noch zu bieten haben, im Bereich Cherson konzentriert.
Wahrscheinlich hat Putin sich in der Kenntnis all dessen in aller Ruhe den Paralympics gewidmet und nur gemeint, dass es keinen Krieg geben wird.