Massaker-Marketing

15.07.2012, 12:56 apxwn Blog syrien

Massaker-Marketing. Foto: ReutersUngeachtet dessen, das selbst die syrische „Opposition“ bereits eingestanden hat, im Ort Tremseh seien nahezu ausschließlich bewaffnete Kämpfer umgekommen, dreht der Westen volle Kanne am Rad der Medien. In jedem Nachrichtenblock heute war zu hören, Assad habe ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Es frisst sich langsam fest.

Die Technik, mit der das Material der Öffentlichkeit präsentiert wird, bleibt ein und dieselbe: anfangs wird in einem Nebensatz ganz hastig zugegeben, dass es keine unabhängig bestätigten Informationen vom Ort des Geschehens gebe, wonach lang und breit die Version der „Opposition“ präsentiert und von Handy-Videoaufnahmen gleicher Qualität und Glaubwürdigkeit untermauert wird.

Auf Grundlage so fabrizierter Berichterstattung wird nun auf höchster Ebene beraten, ausgearbeitet, gefestigt und vertieft. Und erst ganz am Ende wird klar, dass die UN-Beobachter gerade erst daran gehen, sich zum Ort des Geschehens auf den Weg zu machen, um dort irgendetwas zu untersuchen. Es müsste dabei aber eigentlich jedem bewusst sein, dass man innerhalb von zwei-drei Tagen in einer Gegend, die von Rebellenbanden kontrolliert wird, sonst was für Fakten und Beweismittel verbergen oder dazu schustern kann – es läuft ohnehin so, dass die UN-Beobachter die Gegend von ihren Jeeps aus in Augenschein nehmen und kurz mit ein paar Leuten reden, von denen man nicht weiß, wer das sein soll und wo sie herkommen. Da wird kein Gutachten erstellt, genau wie in allen anderen, ähnlichen Fällen, wo die UN-Beobachter die „Lage inspiziert“ haben.

Letztlich werden die UN-Beobachter zu einer Art Exkursion eintreffen und alles gewissenhaft notieren, was ihnen die Leute erzählen, die sie dort in Empfang nehmen. Was das für freundliche Gastgeber sind, wird nicht diskutiert oder geprüft.

Das Niveau, auf dem die UN-Mission in Syrien arbeitet, wirft eine Menge an Fragen auf. Sie nomadisieren einfach durch die Lande und schreiben irgendwelche Berichte. Man kann ihnen das kaum anlasten, denn die Aufgabe, die man ihnen gestellt hat, war von vornherein vollkommen schwammig und nebulös. Der Logik der Ereignisse nach müssten die UN-Beobachter an allen „heißen“ Orten im Land Stellung beziehen, damit jeder mögliche Zwischenfall höchstens eine Stunde Fahrtzeit von ihrer Position entfernt wäre. Die ganze Idee der „Beobachtung“ wird einfach nur profaniert, wenn man erst ein paar Tage nach den Geschehnissen vor Ort ist.

Ungeachtet dessen, dass die UN-Beobachter gerade heute Nachmittag erst vor Ort nach Tremseh gelangt sind, war für Hillary Clinton auch vorher schon alles klar (Zitat von hier):

Es gibt unbestreitbare Beweise dafür, dass das Regime ganz bewusst unschuldige Zivilisten ermordet hat.

Das zeugt nun nicht so sehr von der Dummheit der Mrs. Clinton, als vielmehr von ihrer Dreistigkeit oder noch eher sogar davon, dass diese Provokation und ähnliche dieser Art von vornherein eingeplant waren – dabei schert sich Clinton nicht um Einzelheiten, was und wo eigentlich passiert ist. Die Amerikaner verbeißen sich in die erstbeste Episode, verkehren sie und treten eine Medienkampagne los, die die Lage nur noch weiter zuspitzt. Alles das pünktlich zur nächsten Sitzung im UN-Sicherheitsrat. Um dort ein bestimmtes Resultat zu erhalten. So einfach und so perfide.