Altai AbibullajewIm heutigen Pressebriefing des Außenministeriums von Kasachstan läßt dessen Vertreter Altai Abibullajew hören, Kasachstan sei, abgesehen von der Besorgnis über das fortgesetzte Blutvergießen in Syrien, gegen eine auswärtige Einmischung – Versuche, sich von außen einzumischen seien unzulässig, weil dies insbesondere zu einer Verschlimmerung der Lage in Syrien und der gesamten Region führen könne.

Das klingt zwar erst einmal nach einer schablonenhaften Aussage, ist aber einerseits genau das, was die Syrer selbst und die Russen in Person von Lawrow immer sagen, und angesichts des übermorgen, am 29.08.2012, bevorstehenden Besuchs von Westerwelle, in dessen Mitverantwortung in Berlin eine Schattenregierung für Syrien trainiert wurde, die einmal anstelle der noch zu liquidierenden legitimen syrischen Regierung eingesetzt werden soll, erst einmal eine “Ansage”.

Für Kasachstan ist diese Position kein Umschwenken, aber früher haben die kasachischen Diplomaten sich eher vorsichtig zu den Ereignissen in Syrien geäußert.

Allerdings tritt in Kasachstan selbst mehr und mehr ein aggressiver salafitischer Untergrund zutage. Man beginnt zu ahnen, wie Syrien in seine derzeitige Lage manövriert wurde und zieht anscheinend die richtigen Schlüsse.

Jeder Krieg, der die Interessen eines bestimmten Staates betrifft, veranlaßt diesen, sich letztlich deutlich dazu zu positionieren. Kasachstan steht definitiv auf dem Weg der sich verbreitenden, radikalen Plage, mehr noch – die Kasachen sind bereits heute gezwungen, sich in lokalen Kämpfen mit eingedrungenen islamistischen Terrorgruppen zu verbrauchen. In diesem Sinne steht die Erklärung des kasachischen Außenministeriums natürlich genau im Strom der zu erwartenden Ereignisse – über kurz oder lang müssen sich alle zentralasiatischen Länder zum “Arabischen Frühling” positionieren. Kirgisistan und Tadschikistan spielen einerseits schon mit dem Katar, andererseits versuchen sie, als Mitglieder der OVKS auf zwei Stühlen gleichzeitig zu sitzen.

Man kann jedoch getrost davon ausgehen, dass die bis dato noch netten Scheichs demnächst ihre Hauer entblößen und von diesen Staaten eine eindeutige Positionierung verlangen. Für die Kirgisen steht das schätzungsweise ziemlich kurz bevor – in ein paar Tagen kommt Emir Al Thani persönlich auf einen Eimer Kumys vorbei. Der für Kirgisistan geplante Investitionsfonds von 100 Millionen Dollar ist dabei die Mohrrübe, welche den kirgisischen Revoluzzerhengsten Anreiz zum Handeln geben wird.

Die jüngsten Unruhen in Tadschikistan standen übrigens auch im zeitlichen Kontext der Unterzeichnung analoger Abkommen mit Katar. Deswegen auch hier der Verdacht, dass das wohl kein Zufall gewesen ist. Die Regierungen dieser Länder verstehen sehr wohl, dass ihre eigene Stabilität auch von außen gestützt werden muss, denn die inneren Widersprüche sind viel zu schwerwiegend, und viel zu wenig Boden und überhaupt Bereitschaft gibt es, sich mit den inneren Gegnern zu einigen. Allerdings muss man eine solche äußere Unterstützung natürlich auch irgendwie bezahlen.

Der Konflikt in Syrien ist dabei, die Welt allmählich zu polarisieren. Selbst ihm so scheinbar ferne Länder werden auf die eine oder andere Weise mit in die Prozesse hineingezogen, die vor mehr als anderthalb Jahren ins Rollen gekommen sind. Leider erscheint Russlands Politik in Zentralasien als vollkommen zahnlos – es gestattet seinen geopolitischen Gegnern ohne weiteres, sich in dieser Region wie zu Hause zu fühlen. Eine Ahnung davon, wie aktiv allein Katar in der Region ist, vermittelt eine simple Suchmaschinenerecherche (Beispiele: 1, 2.)