Das folgende Video ist eine knappe Woche alt; es handelt sich dabei um einen der fast täglich von den syrischen NDF publizierten Berichten von den diversen Fronten (hier Latakia):

Was es in diesen Aufnahmen interessantes gibt, sieht man ab 00:40. Nämlich einen Schützenpanzerwagen vom Typ BTR-82A in Aktion. Seit Beginn des Kriegs gegen Syrien ist das meiner Kenntnis nach die erste Aufnahme eines solchen Geräts; bislang gab es nur Berichte über BTR-80, die von Russland ausschließlich für den Begleitschutz beim Abtransport der Chemiewaffen geliefert worden sind und auch nur in diesem Zusammenhang zum Einsatz kamen (denn Aufnahmen eines BTR-80 im Kampfeinsatz in Syrien sind bis dato nicht gesehen worden). Die Modifikation BTR-82A wird erst seit 2011 (anderen Quellen zufolge 2013) produziert; außer an die russischen Streitkräfte wurde der Schützenpanzer bisher nur nach Kasachstan geliefert.

Zudem gibt es inzwischen durchaus ernstzunehmende Berichte darüber, dass ein erstes russisches “Expeditionskorps” in einem Luftwaffenstützpunkt nahe Damaskus Quartier bezogen hat; in den kommenden Tagen sollen “tausende” russische Militärs, einschließlich Instrukteuren, Militärlogistikern, Technikern, Luftabwehrtruppen und Militärpiloten in Syrien eintreffen. In Koordination mit dem Iran soll dazu die syrische Armee nicht nur trainiert (“Eulen nach Athen tragen”), sondern vollumfänglich neu ausgerüstet und aufgebaut werden; in diesem Zusammenhang bestätigen sich unter anderem auch die immer wieder aufkommenden Berichte, dass die Russen seit längerer Zeit einen wöchentlichen “Syrien-Express” nach Tartus unterhalten, der für Nachschub an Munition und (leichter) Militärtechnik für die syrische Armee sorgte. Ebenso auch die Annahme, bei den “anderen Ländern der Region”, die sich an einem Bodeneinsatz in Syrien beteiligen sollen, handele es sich um Russland.

Diese Informationen stammen vom israelischen Ynet und werden immerhin von solchen Größen wie Stratfor aufgegriffen. Mit der Nebenbemerkung, dass diese Nachricht noch eindeutig belegt werden müsse und es immer noch sein kann, dass sie – ähnlich wie der jüngst gemeldete Verkauf von ein paar MiG-31 an Syrien – dementiert wird. Der Zwiespalt der Russen, wenn es um eine entschiedene Unterstützung der syrischen Regierung geht, ist aber auch ein stückweit verständlich – einerseits will man sich in Moskau als diplomatisches Schwergewicht wahrgenommen wissen und redet deshalb immer wieder von “politischen Lösungen”, andererseits ist allen Beteiligten sehr wohl bewusst, dass das eine Illusion ist. Ein Beispiel für diesen Zwiespalt lieferte heute Lawrow mit einem im Grunde unsinnigen Statement:

“Unter anderem ist es notwendig, Unterstützung dabei zu leisten, dass sich alle syrischen Oppositionsgruppen auf einer konstruktiven Grundlage vereinigen, auf der Grundlage dessen, dass es um die Zukunft Syriens als einheitlichen Staat geht…” (Quelle)

Nimmt man einmal an, dass es allen Ernstes Gruppierungen gibt, die militärisch gegen die syrische Regierung vorgehen, dabei aber noch die Bezeichnung “Opposition” verdienen, so könnte man einmal einen Blick auf eine aktuelle Karte werfen, auf der die Lage am Boden folgendermaßen dargestellt wird:

(Bildquelle)

Läßt man also zu, dass die in den Medien als “Rebellen” bezeichneten Gruppierungen für “syrische Opposition” gelten, so ist die von Lawrow angesprochene Vereinigung und der konstruktive Dialog der syrischen Regierung mit der “Opposition” schlichtweg nur mit den Instanzen möglich, welche die auf der Karte grün bezeichneten Gebiete kontrollieren. Das große und häßliche, ziemlich schwarze Gebiet – das ist der sogenannte “Islamische Staat”, mit dem ein Dialog, ob konstruktiv oder nicht, vollkommen sinnlos ist.

Syriens Problem ist und war keine “Opposition”, sondern eine auswärtige Aggression von Seiten verschiedener Staaten, zu denen sich inzwischen auch ein neues Subjekt – der IS – gesellt hat.

Nichtsdestoweniger hört man immer wieder Gerede von einem Dialog mit einer “Opposition” als Lösungsansatz für die inzwischen verheerende Lage; das kann nur davon zeugen, dass bislang niemand eine wirksame Strategie gegen den IS ersonnen hat – nicht Russland und auch nicht die “internationale Gemeinschaft”, womit man üblicherweise NATO-Länder und ihre Satelliten in der Region bezeichnet. Es ist auch relativ müßig, von dieser “internationalen Gemeinschaft” ernstgemeinte Strategien zu erwarten, wenn man bedenkt, dass es der Westen ist, der die Verantwortung für die Katastrophe im Irak und die Aggression gegen Syrien trägt – es ginge ja hier darum, sich gegen das eigene Ziehkind, den IS, zu engagieren. Wo es nötig ist – eindämmen, wo es hingehen soll – hinleiten: immer gern. Aber es ausschalten? Ach was.

Aus dieser Einsicht ist es für Russland einzig richtig, den Syrern endlich auch militärischen Beistand zu leisten. Der Preis dafür ist inzwischen, im Vergleich mit der Lage vor 2-3 Jahren, enorm gestiegen, dabei kann das Ergebnis aber bestenfalls eine Eindämmung des Terrorterritoriums und ein wackeliger Schutz der Anrainer sein.