Noch gestern hat sich erstmals nach allen diplomatischen Auftritten dann doch noch der Verteidigungsminister der RF, Sergej Schoigu, zu Wort gemeldet und Truppenmanöver nahe der Grenze zur Ukraine angekündigt. So weit, so bereits bekannt. Aber es gibt an diesem Auftritt noch etwas, das vielleicht ein Hinweis auf den Ernst der Lage sein kann.

Genau genommen handelt es sich um den fast 80-jährigen Mann auf dem folgenden Bild, der in Militäruniform an der gestrigen Beratung der Spitzen des Verteidigungsministeriums und des Generalstabs teilnahm:

Dieser Mann ist Wladimir Lobow, der im Rang eines Generals in den aktiven Dienst zurückgekehrt ist.

Lobow war in späten Sowjetzeiten Chef des Generalstabs der Streitkräfte der UdSSR und stellvertretdender Verteidigungsminister. Bekannt ist er durch mehrere Armeereformen, durch das im Westen der Sowjetunion und in Polen durchgeführte, großangelegte Militärmanöver “Zapad-81” (sein “Kind”) und durch das zu der Zeit gefürchtete militärtheoretische Konzept eines sowjetischen Vorstoßes bis zum Atlantik, das dieses Ziel innerhalb einer Frist von zwei Wochen erreichen sollte.

Lobow ist ein Militärstratege und Militärideologe ersten Ranges, der überdies auch über sehr viel an praktischer Erfahrung – bspw. in Zentralasien – verfügt. Er war seit 1994 im Ruhestand. Wenn nun ein solches Schwergewicht in den aktiven Dienst – als Berater im Generalstab der russischen Streitkräfte – zurückkehrt, so kann man leicht ins Grübeln kommen. Schoigus gestrige Warnung ist damit noch etwas gewichtiger, denn sie liest sich unter diesen Umständen so, dass es im Ernstfall nicht nur zu einer Teilung der Ukraine entlang der Ufer des Dnepr, sondern zu einer Teilung Europas entlang des Ärmelkanals kommen wird.

Beziehungsweise, ernster gesprochen, bedeutet das, dass die RF einen “Think Tank” aktiviert, in den die militärische Expertise aller verfügbaren Generationen einfließen soll.

Kollegium des Verteidigungsministeriums der RF, 24.04.2014