Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält die umstrittene Pipeline Nord Stream 2 nur für möglich, wenn der Ukraine eine Transitrolle für russisches Erdgas bleibt. Es könne nicht sein, „dass durch North Stream 2 die Ukraine keinerlei Bedeutung mehr im Blick auf den Transit von Erdgas hat“, sagte Merkel… (Quelle)

Die Feste der Europäischen Union in Person der deutschen Bundeskanzlerin hat sich, allen zur Schau gestellten Vorbehalten gegen die scheinbar nicht genügend linksliberale aktuelle US-Präsidentschaft zum Trotz, doch recht schnell wieder ins Fahrwasser der US-Strategie für Europa begeben und betreibt diese fleißig mit. Mit obigem Zitat sagt die Bundeskanzlerin im Grunde nichts Neues, denn es wurde schon früher geäußert, man solle die Ukraine möglichst irgendwie als Transitland erhalten. Aber anstelle von Wünschen spricht sie nun eine Bedingung aus: „nur möglich, wenn“. Und „umstritten“ ist Nord Stream 2 nun auch schon.

Nach dem bewaffneten, pro-amerikanischen Umsturz im Februar 2014 in der Ukraine bestand eine der wichtigsten Aufgaben des Kreml darin, den – wie es aussah – zeitweilig US-kontrollierten Keil in einer möglichen eurasischen Partnerschaft durch die Schaffung von Umgehungsstrecken für russische Erdgaslieferungen nach Europa ungefährlich zu machen. Dazu dienten die Projekte „South Stream“ und „Nord Stream 2“. Beide dieser Projekte sind zum heutigen Tag in ihrer ursprünglich gemeinten Funktion gescheitert. Das stand bereits seit einiger Zeit zu erwarten, aber heute hat die deutsche Bundeskanzlerin durch die erwähnte Bedingung der Sache endgültig den Garaus gemacht. Deutschland war die letzte Hoffnung, dass es doch noch gelingt, dem der Europäischen Union und Russland von den USA bereiteten Schicksal zu entgehen.

Der Amerikaner am ukrainischen Ventil

Der Erdgas-Transit durch die Ukraine ist für Gazprom deshalb gefährlich, weil dort indirekt die Amerikaner an den Ventilen sitzen. Selbst für den Fall, dass nur vergleichsweise geringe Mengen diesen Transitweg nehmen, genügt nur eine kleine Krise, zumindest bestimmte Regionen Europas zeitweilig ohne Erdgas dastehen zu lassen. Im Schaffen und Aufschaukeln von Krisen zum richtigen Zeitpunkt sind die Amerikaner nun durchaus erfahren. Infolgedessen würde Gazprom als nicht vertrauenswürdiger Vertragspartner gelten, was dazu führte, den Bezug von Erdgas dieses Lieferanten weiter herunterzufahren und auf andere Quellen umzustellen. Unter dem Vorwand der Diversifikation.

Nun ist es aber zufälligerweise so, dass die USA sowohl die Ukraine „betreuen“, als auch daran interessiert sind, den europäischen Erdgasmarkt zu ihren Gunsten umzustrukturieren. Die Entscheidung Russlands, dieses Land bei den Lieferungen zu umgehen, war logisch. Genauso logisch aber ist es für die US-Amerikaner und ihre Gefolgsstaaten, diese Umgehungsstrecken zu torpedieren. Die geplanten Umgehungsstrecken hatten von vornherein eine Reihe an Schwachstellen. Buchstäblich jede davon wurde von den Amerikanern, in der Regel über Marionettenregimes, angegriffen.

Das Scheitern der Süd- und Nordrouten

Zuerst kam die Einstellung von „South Stream“ vermittels Bulgarien – und dabei ist es ganz egal, dass die Bulgaren sich dadurch ins eigene Bein schossen, denn die Interessen Bulgariens bedeuten den USA natürlich rein gar nichts. Das Nachfolgeprojekt von „South Stream“, nämlich „Turkish Stream“, ist unlängst ebenso gescheitert. Dass anstelle der in „South Stream“ geplanten 63 Milliarden jährlichen Kubikmeter Erdgas inkl. 47 Milliarden Kubikmeter Transit nach Europa heute im Nachfolgeprojekt „Turkish Stream“ nur noch eine Röhre mit max. 15,75 Milliarden Kubikmetern jährlich – und das nur für den türkischen Markt – verbleibt, ist nichts anderes als ein Scheitern. Und zwar der kompletten Südroute. Selbst diese eine verbleibende Röhre des „Turkish Stream“ ist noch nicht endgültig sicher. Die für die ursprünglichen Kapazitäten dieses Projekts vorgesehenen und auf russischer Seite bereits verlegten Pipelines – über 500 Kilometer Länge – werden einer jüngeren Meldung von Gazprom zufolge eingestampft.

Jetzt ist „Nord Stream 2“ an der Reihe, und Deutschland wiederholt den „Stunt“ der Bulgaren. Ganz genau so schießt sich Deutschland mit der Perspektive auf teureres Fracking-Gas aus Amerika mehrfach ins eigene Bein. Aber genau wie bei den Bulgaren kümmern die Interessen Deutschlands die Amerikaner – und in dem Fall auch Merkel – kein bisschen.