Sergej Lawrow. Foto: ReutersDer russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich in ungewöhnlich scharfer Form zu einer offenbar erneut in Vorbereitung befindlichen UN-Resolution zu Syrien geäußert. Wörtlich wird er bei RIA Nowosti so zitiert: „… eine Resolution mit Zwangsmaßnahmen, oder eine solche über die Durchführung einer Operation, die Syrien zum Frieden zwingt – genau das wäre eine Intervention. Das können wir nicht gutheißen, davon muss man ausgehen.“

Für einen Diplomaten sind solch scharfe Formulierungen eine Seltenheit. Offensichtlich geht man im russischen Außenministerium davon aus, dass eine neue UN-Resolution vorbereitet wird und versteht, was gleich nach deren Durchsetzung passieren wird. Eigentlich steht die Frage, ob Russland Syrien aufgibt, gar nicht mehr in der Form – mehr als ein Jahr schon verhindert Russland beharrlich eine direkte ausländische Aggression gegen Syrien, es wäre unsinnig, jetzt den Standpunkt zu ändern. Die Frage, die sich stellt, ist eine andere – nämlich ob es der Aggressor riskieren wird, Kampfhandlungen ohne die Zustimmung Russlands und also ohne eine entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrats zu beginnen.

Vom faktischen Gesichtspunkt aus wäre das für die USA und den Westen allgemein durchaus möglich. Es ist klar, dass Russland den Aggressoren wohl kaum mit massiven Vergeltungsschlägen antworten würde. Russland würde protestieren, aber dann doch nicht viel ausrichten können. Allerdings ist es eine Sache, bei stillschweigendem Danebenstehen Russlands und Chinas zu bomben, etwas ganz anderes, offen gegen deren Positionen zu handeln. Alle vorangehenden Aggressionen der USA, die unter Umgehung der UN erfolgt sind, hatten keinen gar so offen dreisten und demonstrativen Charakter.

Die Frage ist also, ob die Vereinigten Staaten jetzt nicht mehr und nicht minder als die bestehende Weltordnung aufs Spiel setzen. Theoretisch könnten sie das. Es gäbe niemanden, der ihnen tatsächlich etwas Bedeutendes entgegenzusetzen hätte. Doch das Risiko, bereits jetzt in die heiße Phase eines sich abzeichnenden Weltkriegsszenarios abzugleiten, wird damit unvergleichlich größer. Momentan gibt es noch keine deutlichen Anzeichen dafür, dass der Westen zu einer solch harten Wendung der Ereignisse bereit wäre. Aus diesem Grunde ist die Schärfe in den Worten Lawrows vollkommen richtig gewesen.