Dababa in Harasta

05.10.2012, 09:33 apxwn Blog syrien

Wjatscheslaw Nemyschew / ANNA-NewsANNA-News hat seit ein paar Wochen einen weiteren Korrespondenten in Syrien: Wjatscheslaw Nemyschew. Abgesehen davon, dass er wahrscheinlich eher als das “Mastermind”, Prof. Marat Musin, zu einem Publikumsliebling taugt, rennt er eben auch an vorderster Front durch die Hecken und wirft sich zusammen mit den Soldaten in die Straßengräben. Hierunter eine kurze Reportage von ihm, gefilmt vor ein paar Tagen in Harasta nordöstlich von Damaskus.

“Dababa” – so nennen die Syrer den Panzer. Schwere Technik rückt in Harasta ein – das ist ein Vorort von Damaskus. Hier ist eine Rebelleneinheit umstellt worden, und gemeinsam mit syrischen Journalisten begeben wir uns in das Viertel, in dem die Armee ihren Sondereinsatz beginnt.

Es scheint, als kommen die Schüsse von überall her, man hört die Kugeln pfeifen – ein sehr unangenehmes Gefühl. Die Soldaten sagen, dass man sich hier sehr schnell bewegen muss, weil das offene Gelände im Schussfeld der Scharfschützen liegt.

Es ist nicht genau bekannt, wie viele Rebellen hier hocken. Die Schießerei hört mal auf, mal beginnt sie von neuem.

Die syrischen Soldaten sind keine Feiglinge, aber das Gegenfeuer zwingt sie, sich am Boden zu ducken.

Syrischen Geheimdiensten zufolge soll es einen Ausbruchsversuch einer Gruppe von Terroristen in Richtung Homs geben. Panzer und motorisierte Infanterie blockieren die Rückzugswege der festgesetzten Bande.

Für die syrischen Journalisten ist das alltägliche Arbeit, in anderthalb Jahren haben sie sich an den Krieg gewöhnt. Maïs Akel, Reporterin eines Satellitenkanals, war zusammen mit den Männern viele Male bei Militäroperationen dabei. Auf die Frage, warum sie das tut, antwortet sie, das sei ihre Bürgerpflicht als Syrerin:

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**Maïs Akel:

Wenn ich mit den Soldaten zusammen arbeite, steigt auch mein eigener Kampfgeist. Ich versuche, die Wahrheit so darzustellen, wie sie ist, und bin froh, dass ich diese Gelegenheit habe.

Es kommt ein weiterer Lkw mit einem darauf installierten großkalibrigen Maschinengewehr. Eine Gruppe Soldaten begibt sich an die linke Flanke und bezieht an einer Betonwand Stellung, für den Fall, dass die Rebellenkämpfer dort durchzubrechen versuchen.

****Wjatscheslaw Nemyschew:

Wir sind jetzt ungefähr 500 Meter von der Frontlinie entfernt, und momentan ist es nicht möglich, näher heranzukommen, denn es gibt Sperrfeuer und die Scharfschützen sind aktiv.

In der Zeit, in der wir auf die Genehmigung zum Weitergehen warteten, sind wir durch die verlassenen Höfe gezogen; dort erklärte man uns, dass die Rebellen hier ein Lager hatten, man sieht Essensreste herumliegen, und unter dem ständigen Lärm von Schüssen füttern die Soldaten die obhutslos gelassenen Schafe.

Etwa anderthalb Stunden später begibt sich die Einheit an die vorderste Linie. Es ist den Terroristen gelungen, die Blockade zu durchbrechen. Aber nicht allen. Die Banditen verbrennen ihre Toten, damit es unmöglich wird, sie zu identifizieren und irgendwelche Schlüsse über ihre Herkunft zu ziehen.

Hinter dem Zaun beginnt es zu brennen, uns wird wieder bedeutet, in sicherer Entfernung abzuwarten.

Der Gefangene wird den Journalisten gezeigt. Hier sieht man die Symbole der Rebellenbanden, Uniformen, religiöse Literatur. Das Lager befand sich nur 2 Kilometer von einem syrischen Militärstützpunkt entfernt, praktisch vor der Nase der Armee. Die Umstellung und Aushebung des Lagers wurde durch Hinweise aus geheimdienstlichen Quellen möglich.

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**Soldat:

Hier hatten die Rebellen sich eingerichtet, es gab eine Werkstatt für die Herstellung von Sprengsätzen. Jetzt haben wir dieses Gebiet unter Kontrolle.

Die Geheimdienste melden, dass die Rebellen sich umgruppieren und sich aus verschiedenen Richtungen nach Aleppo begeben wollen.

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**Wjatscheslaw Nemyschew, ANNA-News, Syrien.