Vorgestern hat sich der Erdölminister des Iran mit einer Nachricht an die Öffentlichkeit gewandt, die eigentlich Sensationswert hat. Er teilte mit, dass der Iran durchaus davon abkehren kann, das Multi-Milliarden-Projekt einer Richtung Pakistan gehenden Pipeline zu realisieren.

Anzunehmen, dass die Perser so mir nichts, dir nichts ein Projekt von strategischer Bedeutung zumachen, und das auch noch zugunsten des Konkurrenzprojekts TAPI, grenzt an Irrsinn. Der Grund für den Verzicht muss so schwerwiegend sein, dass es daraus Vorteile geben muss, die wirklich merklich und bedeutend sind.

Man kann theoretisch annehmen, dass diese Verlautbarung eines der Resultate der jüngsten Unterredungen mit den USA ist. Der Verzicht auf dieses für die Amerikaner doch recht unangenehme Projekt, Erdgas Richtung Pakistan und in der weiteren Perspektive auch in Richtung China zu liefern, kann vom Iran nur gegen eiserne Garantien aus den USA erwogen worden sein. Garantien darüber, dass die Sanktionen fallen und es Unterstützung bei der Leitung dieses Erdgases in anderer Richtung gibt zum Beispiel. Diese andere Richtung ist im Endeffekt nur Europa. Alles andere wäre unbedeutend.

Falls diese Ankündigung des iranischen Erdölministers schließlich zu einem richtigen Auf-Eis-Legen des Projekts hinausläuft, bedeutete das im Endeffekt eine komplette Neukonfiguration der Erdgasströme in gleich drei Regionen der Welt: in Europa, Zentralasien und Südostasien. Nur nebenbei: “brzezinskimäßig” ist das höchst unangenehm für Russland.

Es gibt freilich noch einen anderen möglichen, nicht weniger plausiblen Grund für die Erklärung des Herrn Bijan Namdar Zanganeh. Der Iran ist mit dem Vorankommen des Pipelinebaus auf pakistanischer Seite unzufrieden; zuletzt kamen von dort Bitten um finanzielle Beteiligung am Bau. Darüberhinaus ist man im Iran naturgemäß besorgt über die jüngste Aktivität islamistischer Terrorbanden in Belutschistan, wo man die langen Finger Saudi-Arabiens und Israels vermutet. Der Iran besteht in dieser Sache schon längere Zeit darauf, dass die Pakistanis auch die dortigen Separatisten etwas beherzter zur Räson bringen.

Wenn man sich in Pakistan der Gefahr bewusst wird, dass das Projekt auch eingestellt werden kann, muss man reagieren, und die Perser werden wohl damit rechnen, dass die Pakistanis richtig reagieren. Dann wäre das ganze ein kleiner Bluff unter Nachbarn.