Vom Schlaf der Vernunft

23.01.2023, 17:12 apxwn Blog crisis

Das inzwischen beendete jährliche Davos-Treffen des WEF demonstriert wieder, was es auch bisher immer tat: Eine gewisse Anzahl Leute, die sich für eine eigene, besondere Menschheit halten, entwerfen eine Zukunft, in der sie selbst als Architekten dieses Zukunftsprojekts unbedingt die Führungsrolle einnehmen.

Das einzige, was man diesen Menschen (aufgrund ihres komplett andersartigen Wertesystems und Weltbildes eher schon Nicht-Mehr-Menschen) in der aktuellen Situation noch entgegenhalten kann, ist das bekannte „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ vom gleichnamigen Werk des Francisco de Goya. Während sie sich der Aufgabe eines kompletten Umkrempelns der Welt widmen, gehen diese Leute aus unerfindlichen Gründen davon aus, dass die Katastrophen des Zusammenbruchs der alten und des Übergangs zur neuen Welt sie nicht tangieren werden, und mehr noch: In einer unübersehbaren Naivität scheinen sie felsenfest davon überzeugt zu sein, dass sie diesen absehbar chaotischen Prozess immer unter Kontrolle haben werden.

Tatsächlich aber geht jede Revolution von Oben (und das Schaffen der „Neuen Normalität“ ist eine Revolution von Oben in Reinform, freilich keine spontane, sondern eine mit Projektcharakter und in ihren Ausmaßen enorm) durch das Stadium, dass Schichten auftreten, die zu den unmittelbaren Vollziehern des Zusammenbruchs und Übergangs werden. Im aktuellen Fall handelt es sich natürlich um die „Generation Greta Thunberg“, also eher junge Menschen mit gedankenleerem Blick, null Empathie sowie nach Strich und Faden durchformatierter Ethik. Also typische Revolutionäre, wie sie jede Revolution vorzuweisen hat. Die an sich schlau aufgestellte Greta mit ihren gewissen Deviationen in der Entwicklung ist ein Idealbild jener Generation, durch die Hände derer Klaus Schwab und Co. im Endeffekt in die Zukunft zu gelangen hoffen. Und dabei nehmen sie allen Ernstes an, dass sie nach dem Erreichen bestimmter Wegmarken diese Generation einfach wieder vom Spielbrett nehmen können und nur noch die Tabula rasa der bis auf die Knochen ausgebleichten Menschheit vor sich haben werden.

Das Problem an Revolutionen besteht indes darin, dass sowohl die Revolutionäre selbst, als auch ihre etwas älteren Ideologenväter immer in die Tonne kommen, und das sogar fast als erste. Oft genug, weil sie dem kleinsten gemeinsamen Nenner der revolutionären Massen zu kompliziert und zu unverständlich sind. Wenn sie mehr und anderes sagen, als eine durchschnittliche Smartphone-App hergeben kann, sind sie für die Massen unbrauchbar und können weg.

Das ist auch der Grund, warum die Erbauer der „Neuen Normalität“ genau wie alle anderen Revolutionäre auf den Widerspruch stoßen, dass sie zwar eine treibende Kraft und schlagende Faust für ihre Umwälzungen brauchen, aber je mehr Zugriff und Vollmachten diese treibende Kraft bekommt, desto weniger hat sie noch Bedarf an ihren Erschaffern und Lenkern. Das ergibt im Endeffekt den klassischen Kreislauf einer jeden Revolution: In deren Endeffekt gibt es in der neuen Realität keinen Raum mehr für die, welche diesen Kreislauf einst angeworfen haben. Ihre Ideen leben zwar, aber nur noch in den Interpretationen, die vom dann aktuellen Gesichtspunkt aus getroffen werden. Die treibende Kraft einer jeden Revolution wird in der Regel entsorgt: Aufgrund der ihr innewohnenden Energie ist sie für die neue Ordnung eine Gefahr, so dass ihr auf die eine oder andere Art der Fleischwolf bestimmt ist. Anhand der Massen im Kontext des „Arabischen Frühlings“, die man bewaffnete und gegen Armeen anrennen ließ, oder den ukrainischen Maidan-Hundertschaften, die man in die eigens angeworfene „Anti-Terror-Operation“ in den Donbass schickte, ist das in der jüngeren Vergangenheit recht anschaulich demonstriert worden.

Bis dahin aber sind wir momentan noch in der Phase von „Debatten“ um die künftige Weltordnung. Sicher sind diese Debatten, ganz wie bei der Frage um die Lieferung deutscher schwerer Waffen in den Krieg, nur Schein. Aber der Fakt an sich spricht dafür, dass diese Revolution noch nicht gestartet wurde. Es kann gut sein, dass die ersten, die von ihrem Beginn erfahren und sie am eigenen Leib spüren, gerade die sein werden, welche heute dazu anstiften.